Was macht man eigentlich im gehobenen und höheren Dienst der Feuerwehr?
Hallo zusammen,
hier der Beitrag zu meinem letzten Video.
Ich möchte in diesem Video eine Frage beantworten, die ich jetzt schon öfters über meine Webseite oder auch hier bei YouTube gestellt bekommen habe:
„Was macht man eigentlich als Feuerwehrmann im gehoben und höheren feuerwehrtechnische Dienst?“
Um diese Frage zu beantworten, möchte ich zunächst kurz erklären, wie die Feuerwehren in Deutschland grundsätzlich personell strukturiert sind.
Feuerwehrleute sind Beamte
Feuerwehrleute sind in der Regel Beamte, also Staatsdiener. Eine Ausnahme bilden hier die Kolleginnen und Kollegen der Werkfeuerwehren. Diese sind in einem normalen Beschäftigungsverhältnis angestellt.
Die Feuerwehrleute, die in den kommunalen Feuerwehren arbeiten sind jedoch kommunale Beamte, also Beamte der jeweiligen Stadt oder Gemeinde.
Im Beamtentum gibt es für den Feuerwehrbereich drei Laufbahngruppen. Den mittleren Dienst, den gehobenen Dienst sowie den höheren Dienst.
Der mittlere Dienst
Der Großteil der Feuerwehrleute ist im mittleren Dienst tätig. Dies sind die Kollegen, die täglich im Einsatzdienst auf unseren Straßen unterwegs sind. Dabei kann es je nach Region auch gut sein, dass durch diese Kolleginnen und Kollegen auch Teile des Rettungsdienstes besetzt werden. Die Kollegen des mittleren Dienstes sind also die „richtigen“ Feuerwehrleute, die auch zum Löschen in das brennende Haus vorgehen.
Nun gibt es aber auch noch die Kollegen des gehobenen und höheren Dienstes. In beiden Laufbahnen nimmt man Managementaufgaben wahr. Meist ist dies mit einer parallelen Verwendung im Einsatzdienst verbunden.
Der gehobene Dienst
Ich selber bin im gehobenen Dienst der Berufsfeuerwehr Aachen tätig. Bei mir ist es so, dass etwa ein Drittel der Arbeitszeit im 24h-Einsatzdienst abgeleistet werden. In dieser Zeit bin ich als städtischer Einsatzleiter unterwegs und rücke mit dem Löschzug zu Einsätzen ab einer definierten Größenordnung aus.
Dies sind in der Regel Einsätze wie z.B. Wohnungsbrände, Verkehrsunfälle mit eingeklemmten Personen oder auch Gefahrguteinsätze. Bei diesen Einsätzen übernehme ich dann die Einsatzleitung.
Der Großteil meiner Arbeit findet jedoch im Büro statt. Hier bin ich verantwortlich für ein Sachgebiet oder, je nach Beförderungen und Fortschritt der Karriere kann man auch als Sachgebiets- oder Teamleiter ein größeres Aufgabengebiet mit mehreren Mitarbeitern leiten.
Dies ist jedoch nicht zwangsläufig so. Aachen hat eine der größeren Feuerwehren in Deutschland mit aktuell etwa 350 Kolleginnen und Kollegen.
Bei kleineren Feuerwehren kann es jedoch auch sein, dass man im gehobenen Dienst die Aufgaben eines Abteilungsleiters oder auch eines Amts- oder Fachbereichsleiters wahrnimmt. Je nach Größe der Kommune und auch Stellenplan, sind diese Funktionen oftmals im gehobenen Dienst angesiedelt. Klassisch ist z.B. der Leiter eine Freiwilligen Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften im gehobenen Dienst. Hier muss man jedoch einschränken, dass der Trend zunehmend dahin geht, dass die Leitungsfunktionen in den höheren Dienst aufgewertet werden.
Andersherum ist man bei großen Feuerwehren im gehobenen Dienst, speziell in den unteren Dienstgraden am Anfang der Karriere, auch oft als Wachabteilungsführer bzw. Zugführer einer Wache vorgesehen. Dies wird dann meistens im Rahmen von 24h-Diensten abgebildet.
Im gehobenen Dienst kann man somit ein sehr vielschichtiges Aufgabenspektrum erwarten, welches insbesondere von der Größe und Struktur der Feuerwehr abhängt.
Abschließend sei erwähnt, dass es auch einige Stellen des gehobenen Dienstes bei Ministerien oder anderen Behörden gibt, hier beschränkt sich die Tätigkeit dann jedoch in der Regel auf eine reine Bürotätigkeit ohne Einsatzdienst.
Der höhere Dienst
Der höhere Dienst und damit die höchste Laufbahn im Feuerwehrwesen, ist klassisch durch Managementaufgaben geprägt. Vereinfacht kann man sagen, dass man kaum oder gar nicht im Einsatz ist, sondern vielmehr die Rahmenbedingungen für die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr schafft und optimiert. Ein klassisches Verwendungsgebiet im Anfangsamt der Laufbahn wäre z.B. die Leitung einer Abteilung in einer mittelgroßen Feuerwehr. Darüber hinaus gibt es jedoch auch einige wenige Stellen, in denen reiner Einsatzdienst auf der Wache geleistet wird. Diese sind jedoch in der Regel bei sehr großen Feuerwehren angesiedelt.
Die Laufbahn des höheren Dienstes qualifiziert auch grundsätzlich für die Aufgaben des Leiters einer Feuerwehr. Dies können, insbesondere bei kleineren Feuerwehren auch schon recht junge Kolleginnen und Kollegen am Anfang der Karriere sein.
Wesentliche Aufgabe ist die Gesamtverantwortung für Personal und Aufgabenwahrnehmung innerhalb der Abteilung oder der gesamten Feuerwehr. Man ist somit der klassische Manager, der dafür sorgt, dass „alles läuft“! Auch diese Aufgabe ist sehr vielschichtig, gilt es doch neben der Umsetzung der Gesetzesvorgaben auch immer die aktuelle politische Lage zu berücksichtigen. Weiterhin ist es wesentliche Aufgabe, die Rahmenbedingungen für die Kolleginnen und Kollegen des Einsatzdienstes zu optimieren, so dass diese ihre Aufgaben bestmöglich wahrnehmen können.
Hinsichtlich des Einsatzdienstes muss ich jetzt den ein oder anderen evtl. enttäuschen. Es heißt zwar auf einigen Internetseiten zum Thema, dass man im höheren Dienst die Aufgaben der Einsatzleitung bei besonderen und sehr großen Einsatzlagen übernimmt, dies ist jedoch eher selten. Ich kann mich hier nur auf meine Erfahrungen stützen, dies mag also bei anderen, speziell bei großen Feuerwehren, anders sein, jedoch ist es in meiner bislang zehnjährigen Karriere nur zweimal vorgekommen, dass der vorgesetzte Kollege des Bereitschaftsdienstes im höheren Dienst tatsächlich die Einsatzleitung übernommen hat.
Im Zusammenhang mit Einsätzen ist es vielmehr Aufgabe der Kolleginnen und Kollegen des höheren Dienstes, notwendige Abstimmungen und Informationsaustausch mit anderen Fachbereichen und ggf. dem Bürgermeister zu treffen. Oftmals nehmen diese auch die Aufgaben des Einsatzleiters in einsatztaktischen Führungsstäben wahr.
Zusammenfassend kann man somit sagen, dass man im Verlauf vom mittleren bis in den höheren Dienst immer weniger Einsätze fährt, dafür jedoch die Möglichkeit hat, mehr Verantwortung und Entscheidungsspielraum zu übernehmen. Die Möglichkeiten zur Einflussnahme auf grundlegende Strategien in der eigenen Feuerwehr steigen somit, je höher man in den Laufbahnen aufsteigt.
Dies ist letztlich auch der Grund, dass ich den Schritt in den Aufstieg gewagt habe, ich will zukünftig mehr an der Entwicklung „meiner“ Feuerwehr in Aachen arbeiten und teilhaben können.
So, ich hoffe, dies hat euch einen kleinen Einblick in die Unterschiede der Laufbahnen bei der Feuerwehr als auch im speziellen in die Aufgaben des gehoben und höheren feuerwehrtechnischen Dienstes gegeben. Solltet ihr Anmerkungen oder auch weitere Fragen haben, schreibt mir diese gerne in die Kommentare!
Max Nüßler
Kopterflieger, Hobby-Filmer, Berufsfeuerwehrmann und Teilzeit-Blogger
Als Berufsfeuerwehrmann bin ich Teil der Berufsfeuerwehr Aachen. Ich bin dort als Einsatzleiter verantwortlich für die Führung des Teams an Einsatzstellen. Zudem bin ich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Roetgen ehrenamtlich tätig. Weiterhin arbeite ich an meinem Youtube-Kanal und meiner Webseite mit den Inhalten Feuerwehr, Drohnenflug und Film.
I am a professional Fire Fighter working at the Fire and Rescue Service of Aachen, Germany. While on shift in my role as Incident Commander I am responsible for leading the deployed units in case of an emergency. Additional I´m a Volunteer Fire Fighter in the municipaltity of Roetgen, south of Aachen.
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