Euro Rescue – Noch eine Rettungs-App?

von Jun 19, 2020Feuerwehr

Die Nutzung mobiler und Internet-gestützter Endgeräte hat sich nicht erst seit diesem Jahr in der Gesellschaft etabliert. Nahezu täglich sprießen neue Apps aus dem Boden und werden in den verschiedenen App-Stores kostenfrei, werbefinanziert oder gegen Bezahlung angeboten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass bereits seit Jahren auch mobile Apps zur Einsatzunterstützung von Einheiten der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr angeboten und eingesetzt werden. Auf eine neue und nun für die Betriebssysteme iOS und Android verfügbare App möchte ich in diesem Beitrag näher eingehen.

Euro Rescue

Zunächst stellt sich natürlich die Frage, was macht diese App so besonders bzw. warum ist diese App einen Beitrag wert?

Wesentlich für mich sind an dieser Stelle zwei wesentliche Punkte:

  1. Entwickler der App ist die Euro NCAP Gesellschaft in Kooperation mit der CTIF (International Association of Fire and Rescue Services)
  2. Die App verfolgt keine Gewinnabsichten

Euro NCAP und CTIF

Warum stellt sich der Entwickler als wesentlicher Bestandteil bzw. guter Indikator für die Aktualität sowie die Qualität dar und wer oder was sind Euro NCAP und CTIF?

Die Gesellschaft European New Car Assessment Programme ‚Europäisches Neuwagen-Bewertungs-Programm` (Euro NCAP) ist eine Gesellschaft europäischer Verkehrsministerien, Automobilclubs und Versicherungsverbände mit Sitz in Brüssel [1]. Auch wenn die Einflussnahme von Lobbyorganisationen der Automobilindustrie nie ganz auszuschließen ist, so steht dem die Mitgliedschaft diverser Ministerien und eher verbraucherorientierten Automobilclubs entgegen. Insofern stellt diese Organisation eine relativ unabhängige Einrichtung dar, welche sich primär mit der Sicherheitsprüfung neuer Fahrzeugmodelle beschäftigt [2]. Dies führt in der Folge auch dazu, dass sich das technische Wissen dieser Gesellschaft besonders auf das Verhalten von Fahrzeugen bei Unfallszenarien, die Verbauten konstruktiven Sicherheitseinrichtungen sowie die allgemeine Fahrzeugkonstruktion fokussiert. Die Kombination dieser drei Bereiche lässt auf ein hohes Fachwissen schließen, welches exakt auf die Bedürfnisse einer solchen App zugeschnitten ist. Hinzu kommt, dass die Fahrzeughersteller im Grunde keine andere Wahl haben, als ihre Fahrzeuge einem Euro NCAP-Test zu unterziehen, wollen sie nicht riskieren in den Ruf zu geraten, potentielle Sicherheitsmängel verschleiern zu wollen. Insofern ist EURO NCAP in der Lage regelmäßig aktuelle Daten aller neuen Modelle hinzuzufügen und direkt durch die Hersteller die Kontruktionsmerkmale zu erhalten.

Die CTIF oder International Association of Fire and Rescue Services ist ein Zusammenschluss internationaler Vertreter aus den Bereichen Brandschutz und Rettungsdienst.[5] In der Regel sind hier die Ländervertreter der jeweiligen Dachorganisationen auf nationelaer Ebene vertreten. So ist für Deutschland z.B. ein Vertreter des Deutschen Feuerwehrverbandes (dfv) als Mitglied im CTIF vertreten.

Die CTIF hat sich als wesentliches Ziel den Erfahrungs- und Datenaustausch der Spezialkräfte von Feuerwehren und Rettungsdiensten gesgteckt. Darüber hinaus werden international einheitliche Standards angestrebt und umgesetzt.

Bereits 1900 als „Comité Technique International de Prävention et d’extinction de Feu“ in Paris gegründet, umfasst die CTIF aktuell 39 Mitgliedsstaaten, vornehmlich aus Europa, aber auch Staaten aus Nordamerika oder Asien sind als Mitglieder vertreten. 

Auch die CTIF verfolgt bei ihrer Arbeit keine wirtschaftlichen Interessen und stellt zudem als internationale Dachorganisation einen unabhängigen Zusammenschluss von Fachleuten dar.

Kostenfrei vs. Werbefinanziert vs. Kommerziell

Die vorgestellte App und die dahinter stehenden Entwickler verfolgen keine kommerziellen Absichten. Dies ist insbesondere für die Nutzung bei Freiwilligen Feuerwehren aber auch allgemein im behördlichen Umfeld von Interesse, da hierdurch Beschaffungsprozesse und Finanzierungen nicht erforderlich sind. Besonders bei kleinen Einheiten der Freiwilligen Feuerwehren ist die Nutzung von Tools, welche eher in „zweiter Reihe“ die Arbeit unterstützen und nicht elementar zur Aufgabenerfüllung notwendig sind, oft schwierig bis unmöglich, da die knappen Haushaltsmittel umsichtig eingesetzt werden müssen.

Darüber hinaus trägt die komplett kostenlose Nutzung ohne Werbebanner dazu bei, dass die Anwendung insgesamt flüssig läuft und in der Bedienung an keiner Stelle durch unnötige Einblendungen behindert wird. Ferner kann man hinsichtlich der Abgrenzung zu einer kommerziellen, durch Abo-Modelle oder einmalige Zahlungen finanzierten Anwendung sicher sein, dass zukünftige Updates nicht mit erneuten oder erhöhten Kosten einhergehen.

Die App

Die App selbst ist einfach und übersichtlich aufgebaut [3]. Nach der Installation wird man beim ersten Aufruf gefragt, ob man die Daten offline verfügbar machen will. Dies würde ich, vorausgesetzt man befindet sich aktuell in einem WLAN-Netzwerk und verfügt über ausreichend Speicherplatz auf dem Mobilfunkgerät, jedem empfehlen, der die App jederzeit nutzen möchte. Alternativ kann dies auch später über das Einstellungsmenü innerhalb der App nachgeholt werden.

Im Anschluss gelangt man auch schon auf die Startseite. Diese ist denkbar einfach aufgebaut und beschränkt sich auf eine Suchleiste mit der man spezifisch nach Herstellern und Modellen suchen kann sowie eine Übersicht und Auswahl der Verfügbaren Herstellermarken.

Hierbei kann die App durch die einfache Visualisierung der Markenlogos in Verbindung mit den Namen der Hersteller punkten. Diese simple und gut verständliche Darstellung zieht sich des Weiteren durch die ganze App, so werden die Einzelnen Fahrzeugtypen nicht nur durch Text differenziert, sondern auch durch einzelne Bilder dargestellt. Dies führt dazu, dass man auch ohne besondere Fahrzeugkenntnisse nur durch die visuelle Auswahl ans Ziel gelangen kann.

Die eigentlichen Rettungskarten können sich dann zum Teil hinsichtlich der Darstellung unterscheiden, da hier im Wesentlichen auf die Karten der Hersteller zurückgegriffen wird. Dies stellt aber keinen Nachteil dar, da man hier zwar grundsätzliche Unterschiede in der Darstellung finden kann, die wesentlichen Bestandteile, wie z.B. die verwendeten Symbole und der Aufbau der Rettungskarten einheitlich dargestellt wird.

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Der Kern der App, nämlich die verwendeten Rettungskarten, unterscheiden sich mitunter nicht von den Karten anderer Apps, die Art der Nutzung, Auswahl und Menüführung sticht jedoch hervor und macht diese App zu einer der guten Varianten in diesem Segment.

Sofern ich hiermit euer Interesse geweckt habe, könnt ihr die Apps hier herunterladen:

 iOS: https://apps.apple.com/us/app/euro-rescue/id1516807765?ls=1

Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.euroncap.rescue

Quellen:

  1. Weblink: Wikipedia, abgerufen am 19.06.2020, https://de.wikipedia.org/wiki/Euro_NCAP
  2. Weblink: Webseite Euro NCAP, abgerufen am 19.06.2020, https://www.euroncap.com/de
  3. Mobile App „Euro Rescue“, Version iOS screenshots
  4. Weblink: YouTube, abgerufen am 19.06.2020, https://youtu.be/-2wyUfbC3yo
  5. Weblink: Webseite CTIF, abgerufen am 29.06.2020, https://www.ctif.org/

Max Nüßler

Kopterflieger, Hobby-Filmer, Berufsfeuerwehrmann und Teilzeit-Blogger

Als Berufsfeuerwehrmann bin ich Teil der Berufsfeuerwehr Aachen. Ich bin dort als Einsatzleiter verantwortlich für die Führung des Teams an Einsatzstellen. Zudem bin ich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Roetgen ehrenamtlich tätig. Weiterhin arbeite ich an meinem Youtube-Kanal und meiner Webseite mit den Inhalten Feuerwehr, Drohnenflug und Film.

I am a professional Fire Fighter working at the Fire and Rescue Service of Aachen, Germany. While on shift in my role as Incident Commander I am responsible for leading the deployed units in case of an emergency. Additional I´m a Volunteer Fire Fighter in the municipaltity of Roetgen, south of Aachen.

Furthermore I run my own youtube channel and website dealing with firefighting, drone-flying and filming.